Winamp – Totgeglaubte leben länger 😉
Winamp – Das ist vermutlich ein Begriff für die Leute, die in den 2000ern Musik auf dem PC (oder manch einer sogar auf einem Notebook) angehört haben. Gerade die ganz junge Generation wird damit wohl eher nichts anfangen können.
Winamp – Das war DIE Revolution unter den Musik-Playern für MP3- (und auch WAV-) Dateien.
Winamp – Das war ein optisch kleiner und von den Ressourcen her schlanker Mediaplayer.
Aber erstmal ein paar Screenshots der ersten Winamp-Versionen und der späteren Version mit modernen Oberflächen:





Versionen
Winamp hatte einen interessanten Versions-Werdegang, der im Nachgang logisch war aber im ersten Moment sicherlich für die eine oder andere Verwirrung sorgte.
- Version 2.x:
Im April 1999 wurde Winamp von der MP3-Infoseite MPeXnet.de erstmals ins Deutsche übersetzt, zunächst ab Version 2.10 als nachrüstbare Sprachdatei und ab Version 2.72 als vollständiges deutsches Komplettpaket. Diese offizielle deutsche Version war von Nullsoft autorisiert, wobei die letzte vollständig eingedeutschte Fassung die Version 2.91c war. Wenige Monate später, am 1. Juni 1999, wurde Nullsoft von AOL für rund 100 Millionen US-Dollar übernommen. Mit der Version 2.50 wurde Winamp schließlich zur Freeware. - Version 3.x:
Diese Version erschien 2002 und führte eine neue, flexible Skin-Engine (Wasabi) sowie eine verbesserte Medienbibliothek ein, litt jedoch unter hoher Systemlast und fehlender Rückwärtskompatibilität zu Plugins und Skins der vorherigen Version. Aufgrund dieser Probleme und der geringen Akzeptanz seitens der Nutzer wurde Winamp 3 bald aufgegeben. - Version 5.x:
Während Version 3 entwickelt wurde, wurde auch Version 2 weiterhin verbessert, sodass Version 2.9 sogar erst nach Version 3.0 veröffentlicht wurde. Dies wird unter anderem auf die geringe Akzeptanz der dritten Version bei den Nutzern zurückgeführt. Nachdem die dritte Winamp-Version erfolglos blieb, wurde im Dezember 2003 Version 5 veröffentlicht, die an bewährte Konzepte anknüpfen sollte – quasi „das Beste aus 2 + 3 = 5“.
Auch nach der Veröffentlichung von Winamp 5 nutzten viele Anwender weiterhin Version 2, da sie als ressourcenschonender galt. Tatsächlich unterscheidet sich die Speicher- und CPU-Auslastung von Winamp 5 mit dem Classic Skin jedoch kaum von der älteren Version. Die Modern Skins hingegen boten eine große Auswahl an individuellen Designs und konnten kostenlos von der Winamp-Website heruntergeladen werden.
Lebenslauf
- Mai 1997: Winamp wurde als Shareware durch das eigens gegründete Unternehmen „Nullsoft“ veröffentlicht.
- Juni 1999: Übernahme durch AOL; ab Version 2.50 als Freeware angeboten.
- Dezember 2003: „Neustart“ mit o.g. Version 5
- Ende November 2013: AOL kündigt die Einstellung zum Dezember 2013 an; tatsächlich fand keine Abschaltung der Winamp-Dienste statt; Microsoft bekundete Interesse an einem Kauf.
- Januar 2014: Kauf durch Radionomy (belg. Webradio)
- Februar 2014: Relaunch der Webseite, jetzt in mordernem HTML5-Design.
- zwischenzeitlich:
Seitdem entwickelt ein ehemaliges Mitglied des Winamp-Teams mit „WACUP“ eine erweiterte Version von Winamp 5.666, die um neue Plugins ergänzt wird. Währenddessen zog sich die Arbeit an der ersten offiziellen Nachfolgeversion 5.8 aus rechtlichen Gründen bis Oktober 2018 hin. - Oktober 2018: Radionomy veröffentlicht schließlich Version 5.8 als Beta. Dieses Update brachte vor allem kleinere Verbesserungen und Fehlerbehebungen mit sich. Zudem wurden die kostenpflichtigen Pro-Features entfernt, sodass Winamp wieder vollständig als Freeware verfügbar ist.
- November 2021: Ankündigung einer neuen Beta-Version
- Juli 2022: Finale Version 5.9 veröffentlicht
- Dezember 2022: Version 5.91 veröffentlicht
- Mai 2024: Ankündigung, dass Quellcode auf GitHub offen gelegt wird, um mehr Entwickler anzulocken.
- September 2024: Quellcode wurde auf GitHub unter der „Winamp Collaborative License“ (WCL) veröffentlicht.
Kurze Zeit später wurde das Repository aufgrund Lizenzverstöße wieder gelöscht, die Details dazu:
„Die Lizenz wurde unter anderem dafür kritisiert, dass sie die Weiterverbreitung der Software, Modifikationen sowie das Erstellen von Forks untersagt. Zudem müssten Entwickler bei der Einreichung von Beiträgen ihre Rechte an diesen abtreten, was teilweise auch gegen die Nutzungsbedingungen von GitHub verstößt. Darüber hinaus verletzte der veröffentlichte Quellcode mehrere Lizenzen und Urheberrechte Dritter. So wurden proprietäre Codecs von Dolby, Microsoft und Intel ohne die erforderliche Genehmigung der Rechteinhaber veröffentlicht. Zudem wird den Entwicklern vorgeworfen, Software unter der GNU General Public License zu verwenden, ohne die damit verbundenen Lizenzbestimmungen einzuhalten.„
Webseiten
Derzeit gibt es folgende Webseiten:
- winamp.com – Winamp-Produktseite (englisch)
- webamp.org – HTML5-basierte Neuimplementierung von Winamp 2 mit Skin-Unterstützung (unter MIT-Lizenz)
- skins.webamp.org – Winamp Skin Museum
- getwacup.com – von o.g. ehem. Winamp-Teammitglied abgezweigte Version namens „WACUP“
Downloads
Aktuell gibt es (neben Drittanbietern, wie bspw. Chip oder PC-Welt) zwei Download-Möglichkeiten:


Um beide Varianten zu testen, habe ich diese in einer VM heruntergeladen und installiert.

Winamp (Latest Full)
Das Setup weißt direkt darauf hin, dass die „Microsoft Visual Studio 2019 Runtime“ fehlt und bietet an sie direkt herunterzuladen. Zudem sieht man, dass die Winamp-Version 5.92 installiert werden wird.


Anschließend startet der Winamp Installer, welcher recht intuitiv ist und schnell durchzuklicken geht:







Danach folgt noch initiale Einstellungen, wie die Skin-Auswahl:




Und schon erscheint der „gewohnte“ Winamp-Player und trällert den bekannten „Llama Whippin'“-Song:

WACUP (Preview v1.99.22.20202 x64)
Das Setup erklärt direkt die Unterschiede zur offiziellen Winamp-Version.
Danach kann zwischen einer traditionellen Installation (hier werden Registry-Einträge gesetzt) oder einer portablen Installation (kann man dann bspw. auf einem USB-Stick mitnehmen; ergänzt sicherlich ganz gut die „PortableApps“-Sammlung 😉 ).
Die weiteren Abfragen beinhalten keine nennenswerten Entscheidungen, ein einfaches „Durchklicken“ führt zum gewünschten Ziel: ein fertig installierter Winamp … äh … WACUP.








Fazit

Wenn man beide Desktop-Symbole vergleicht (und das originale Logo kennt), dann sieht man zwar auch einen modernen Hauch im alten Logo, während das WACUP-Logo wesentlich frischer und aufregender wirkt – was davon nun besser sein soll kann jeder für sich selbst entscheiden.
Die gestarteten Applikationen selbst sehen sich natürlich sehr ähnlich, während der originale Player mit seiner bekannten Schlichtheit überzeugt, möchte der Ableger natürlich mit großen Buttons auf seine Kompatibilität hinweisen und hat zudem noch nette Features, die direkt präsentiert werden, wie ein Lyrics-Fenster, sowie Album-Cover und für Audio-Fans einen „Wave-Seeker“.
In der aktuellen Zeit mit iTunes & Apple-Music für iPhone/iPad, sowie Streaming-Anbieter wie „Spotify“ oder der Tatsache, dass nahezu jeder Radiosender mittels eigener App hörbar ist, werden so klassische „lokale“ Player immer „unnötiger“. Eine ähnlich betroffene Applikation ist der „VLC-Player“.
Dennoch erfreut es mich zu sehen, dass solche ehemals mega erfolgreichen Projekte auch weiterhin (bzw. wieder) am Leben gehalten werden – und wer weiß, vielleicht findet er ja doch mal wieder Einzug auf einem meiner Geräte 🎶

